Eine Architektin hat den Gebrauch der Smartphones bei ihren Kindern beobachtet: „Wenn ich es ihnen wegnehme ist es so, als würde ich ihnen die Hand abhacken“ schildert sie ihre Erfahrung entsetzt. Das Handy ist gefühlsmässig damit vom Kind bereits zu einem Teil des Körpers geworden, der nicht einfach wegzudenken ist.
Die Studie mit der Alm
Es gibt hierzu Pilotprojekte, die Jugendliche auf die Alm geschickt haben. Eine Alm ohne Strom, wo sich nach spätestens ein paar Tagen auch das Smartphone automatisch ausschaltet, da die Batterien keinen Saft mehr haben. Zuerst wurden die Jugendlichen extrem nervös und wollten unbedingt Zugang zum Internet, sowie Strom für ihr Handy. Dass sie nun so abgeschnitten wurden von ihren Kontakten, von ihrer Parallelwelt, das war für sie kaum auszuhalten. Bei Erwachsenen wäre es ähnlich. Wirkliche Entzugserscheinungen machten sich breit.
Das Hier und Jetzt in die Ferien holen
Die Strategie dahinter war jedoch, die Jugendlichen wieder mehr in das Hier und Jetzt zu holen. Sie wurden mit Aufgaben für das tägliche gemeinsame Überleben betraut, wie zum Beispiel Wasser holen und kochen. Jeder hatte dabei eine Rolle und eine sinnvolle Aufgabe zu erfüllen innerhalb der Gemeinschaft. Sie konnten die direkte Erfahrung innerhalb einer Gemeinschaft machen. Eine Gemeinschaft, die nicht durch Knopfdruck abbestellt werden kann. Freunde blieben Freunde oder Feinde auf der Alm. Aus dem Weg gehen, half nur begrenzt, der direkte Konflikt musste mit den anderen Jugendlichen innerhalb der Gemeinschaft ausgetragen und ausgehalten werden.
Durch die sinnerfüllte Aufgabe in der Gemeinschaft jedoch und dem täglichen Aufenthalt in der Natur von morgens bis abends wurden die Jugendlichen ruhiger und das Leben auf der Alm entwickelte sich zu einem angenehmen Aufenthalt, in der die Vereinsamung unserer Gesellschaft durch das Sitzen zu Hause vor dem Bildschirm ersetzt wurde durch reale Begegnungen.
Jugendliche können nicht mehr sinnvoll nachvollziehen, wie etwas zusammengebaut ist
Auch der Hirnforscher Gerald Hüther sieht darin ein Rezept für eine neue Form der Begegnung: Er sagt, dass Jugendliche heutzutage nicht mehr erkennen können, wie etwas zusammengesetzt ist, weil die Technologie schlicht nicht mehr so durchschaubar ist, wie noch vor 30 Jahren. Einen Mauszeiger auf dem Bildschirm kann man zwar hin und her bewegen, aber man weiss nicht, wie es wirklich funktioniert. Die Technologie dahinter ist nicht mehr durchschaubar. Das Gehirn würde sich dem anpassen, und nicht mehr nach dem Sinn dahinter fragen. Dies wäre aber wichtig für ein sinnerfülltes Leben. Durch die direkte Begegnung mit anderen Menschen und durch Handlungen, die einen Sinn haben, wie eben ein Überlebenstraining auf der Alm in einer realen Gemeinschaft, kann man den Jugendlichen wieder ein sinnerfülltes Leben vermitteln und ihnen damit helfen, sich in der Welt zu verorten.
Die Ferien für Sinnbildung
Es ist also gar nicht so schlimm, in den Ferien mal auf das Handy oder den Computer gänzlich zu verzichten. Vielmehr kann man sich diesen Umstand zu nutze machen und gleich wie die Jugendlichen auf der Alm, etwas für seine Sinnerfüllung tun. Es bedarf hierzu nur eine radikale Entscheidung, denn die Abhängigkeit der meisten Menschen vom Internet ist schon so gross, dass sie sich kaum eingestehen, dass sie danach süchtig sind.